Eine krankheitsbedingte Hörminderung kann im Laufe des Lebens und unabhängig vom Alter jeden Menschen treffen. Betroffene sollte den Wunsch weiterhin zu hören nicht aufgeben müssen, denn es lohnt sich, die Welt in all ihren Klängen genießen zu wollen. So sieht es auch Jakub aus Polen, der stolzer Besitzer eines Nucleus 6 Soundprozessors ist. Wir haben ihn im Interview gefragt, wie sein Leben nach der Stille ist und wie sein Weg zurück in die Welt der Hörenden verlaufen ist:
Wie wurde Ihre Hörschädigung entdeckt und wie sind Sie auf das Cochlea Implantat gekommen?
- Meine Hörprobleme begannen bereits in der Unterstufe. Der Prozess verlief sehr langsam, daher war mir meine Einschränkung lange nicht bewusst. Während einer ärztlichen Routineuntersuchung wurde bei mir eine beidseitige Schädigung des Hörnervs festgestellt. Erstmals wurde mir vom Arzt ein Hörgerät empfohlen. Nachdem meine Hörschädigung jedoch bald soweit fortgeschritten war, dass das Hörgerät keine optimale Lösung mehr für mich darstellte, traf ich auf eine Ärztin, die mir Hörimplantate nahelegte. Und so kam es dazu.
Wie lange sind Sie schon Besitzer eines Cochlear Implantats? Können Sie sich noch an den Moment erinnern, indem der Prozessor erstmals aktiviert wurde? Welche Gefühle löste dies bei Ihnen aus?
- Cochlear-Implantats-Träger bin ich seit Juni 2012. Die Operation wurde in Lodz (Polen) durchgeführt. Die anschließende Aktivierung des Soundprozessors fand im September statt. Bei dieser Untersuchung bat mich der Techniker mich umzudrehen. Als ich dies tat, begann er sanft und leise mit einem Löffel gegen ein Glas zu schlagen. Ich bekam die Anweisung zu sagen, wie oft er dagegen schlug. Seine Frage konnte ich problemlos beantworten, da ich es hören konnte! Welches Gefühl ich dabei hatte? Auf der einen Seite war ich natürlich überglücklich, da ich endlich hören konnte. Andererseits war ich auch etwas enttäuscht, dass ich noch nicht verstehen konnte, was ich höre und es war mir nicht begreiflich warum. Nach meiner Rehabilitation, die bei mir eineinhalb Jahre dauerte, konnte ich die Klänge, welche ich hörte und noch aus meiner Zeit vor der Hörschädigung kannte, immer besser verstehen und unterscheiden.

Herr Jakub
Wie verlief Ihre Rehabilitation?
- Da ich nicht von Geburt an hörgeschädigt war, konnte ich mich noch an die Klänge der verschiedenen Töne erinnern. Meine Rehabilitation beruhte also darauf, dass ich mich in meine Umgebung neu einhörte. Dies tat ich unter anderem durch die Unterstützung von verschiedensten Klängen und Musik. Ich bemühte mich das Erlernte so oft wie möglich zu wiederholen, bis zu dem Moment, an dem ich die Töne so hörte, wie ich es aus meinen Erinnerungen vor dem Hörverlust kannte. Ein wichtiger und unumgänglicher Faktor war natürlich die Optimierung des Soundprozessors. Ohne diese hätte ich niemals diese Klangqualität erhalten und der Rehabilitationsprozess hätte vermutlich wesentlich länger gedauert. Ich weiß es nicht genau, aber hätte ich einen Logopäden hinzugezogen, wäre die Rehabilitation vermutlich noch schneller verlaufen. Ich würde natürlich jedem empfehlen solche Dienste in Anspruch zu nehmen. In meinem Fall jedoch fand die Operation 200 Kilometer von meinem Wohnort entfernt statt. Zwar hätte ich dort einen Logopäden zur Verfügung gestellt bekommen, die Entfernung war mir jedoch zu groß.
Wie würden Sie die Ergebnisse bewerten? Gibt es etwas an dem Sie noch weiterarbeiten möchten?
- Die Hörleistung, die ich mittlerweile erreicht habe, kann man mit meinem natürlichen Hörvermögen vergleichen. Ich höre und verstehe die Welt, so wie ich es vor meinem Hörverlust getan habe. Das einzige Problem, welches ich noch habe, ist gesprochene Sprache in lauter Umgebung klar verstehen zu können. Da die Entwicklung der Prozessoren jedoch immer weiter voranschreitet, wird mir dies in naher Zukunft voraussichtlich ebenfalls möglich sein.