Graeme Clark gilt als Wegbereiter für die revolutionäre Technologie des Cochlea Implantats. Der australische Professor und Pionier entwickelte das erste mehrkanalige CI, ein sogenanntes bionisches Ohr. Mit Hilfe dieser Hörprothese gelang es gegen Ende der 1970er Jahre weltweit erstmals einem ertaubten Menschen wieder Zugang zur Welt des Hörens zu verschaffen.
Schulzeit und Studium
Während seiner Kindheit und Jugend erlebte der 1935 in Australien geborene Graeme Clark den Hörverlust seines Vaters mit. Die Schwierigkeiten des Schweigens und der daraus resultierenden Isolation blieben dem Jugendlichen ebenso wenig verborgen, wie der Wunsch seines Vaters wieder eine tiefere Verbindung zu anderen Menschen eingehen zu können. Obwohl die Herstellung einer derartigen Hörhilfe damals wie eine Utopie erschien, beschloss der junge Clark schon früh in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde tätig zu werden. Nach seiner Ausbildung am Scots College beschloss er deshalb ein Medizinstudium zu beginnen.
Medizingeschichte wird geschrieben
1967 stieß Clark auf eine wissenschaftliche Veröffentlichung, die auf theoretischer Ebene beschreibt, wie möglicherweise mit Hilfe von elektrischer Stimulation Gehörlosen geholfen werden könnte, wieder ein Hörvermögen zu entwickeln. Clarks Interesse war geweckt. Unbeeindruckt von Skeptikern und Kritikern, die die Umsetzung für zu kompliziert hielten, setzte er seine Forschungen fort.
Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team an Forschern gelang die Entwicklung der ersten mehrkanaligen implantierbaren Hörprothese. Der Prototyp wurde Rod Saunders, einem 71-jährigen ertaubten Patienten, 1978 von Clark und seinen Kollegen erfolgreich implantiert. Der weltweit erste CI-Träger erlangte mit Hilfe des bionischen Ohrs das Hörvermögen wieder zurück.
Die Gründung des Bionics Institute
1983 gründete Clark das Bionic Ear Institute, eine unabhängige, gemeinnützige Forschungseinrichtung. Diese hat es sich zum Ziel gesetzt gehörlosen Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, so uneingeschränkt wie möglich wieder an der Welt des Hörens teilhaben zu können. Da sich die Forschungsziele unter anderem auch in Richtung bionisches Auge erweitert haben, wurde die Forschungseinrichtung 2011 in Bionic Institute umbenannt.
Die Position als Geschäftsführer des Instituts übergab Clark 2005 an seinen Nachfolger. Seine Professur an der University of Melbourne hielt Clark bis zu seiner Pensionierung 2004 inne. Doch auch wenn er jetzt den Großteil seiner Zeit seinen fünf Kindern und zehn Enkelkindern widmet, hat Clark, der mittlerweile Honorarprofessor ist, die medizinische Forschung nicht zur Gänze hinter sich gelassen und hilft dabei eine neue Generation von Cochlea Implantaten zu entwickeln.